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Studentenfilm MY MARLBORO CITY: Einfühlsam

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Szene aus MY MARLBORO CITY von Valentina Pedicini (HDV, 16:9, Farbe, 90 min, Bild: Stefania Bona, Produktion: Zelig – Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien, Bozen, IT 2011). Foto: Zelig., Bild:

Szene aus MY MARLBORO CITY von Valentina Pedicini (HDV, 16:9, Farbe, 90 min, Bild: Stefania Bona, Produktion: Zelig – Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien, Bozen, IT 2010). Foto: Zelig.

Valentina Pedicini studiert an der Zelig-Filmschule in Bozen, Südtirol. Sie stammt aus Brindisi in Süditalien, und mit ihrer Heimatstadt beschäftigt sie sich auch in MY MARLBORO CITY.

Brindisi, Apulien, Italien, eine Statistik: In den 1990er Jahren waren von 80.000 Menschen 50.000 arbeitslos, davon 20.000 in Zigarettenschmuggel verwickelt. Seit dem Jahr 2000 geht die Polizei rigoros säubernd gegen diesen Zustand an. Mit der Folge, dass jetzt die Mafia die Oberhand hat.

Valentina Pedicini kommt von dort und sie fährt dorthin zurück, um zu überprüfen, was von ihren romantischen Vorstellungen der «Unterwelt» übriggeblieben ist. Ihre Erinnerungssynopsis ist unterlegt mit alten Super-8-Aufnahmen. Sie zeigen unter anderem Ausschnitte aus einer Prozession oder wie Männer Zigaretten aus dem Boot in den Kofferraum eines Wagens verladen. Sie stellt uns Personen aus drei Generationen vor. Zunächst Salvatore, den Barbesitzer. Er erzählt von seinem Werdegang und der Situation, die jetzt herrscht. Zum Beispiel, dass der Zigarettenschmuggel ergänzt wurde durch Drogen, Waffen, Erpressungen. Andere Gäste seines Cafés lassen ihren Unmut aus über die Bürokratie des Gefängnisses, in denen Angehörige von ihnen sitzen. Oder Rino, so um die 40: bei ihm wird nicht recht klar, ob er ein Freigänger oder bereits entlassen ist. Er hat eine Stelle als Hausmeister in der Schule, ist sonst zuhause bei Frau und Sohn. Er gibt in einer Szene beim Abschied all seinen Schmuck und auch die Uhr seiner Frau, bevor er in ein Gebäude, vielleicht ein Bahnhof, geht, und er telefoniert an Silvester mit seinem Vater.

Andrea, der jüngste der Vorgestellten, spricht mit einem Freund über Zukunftsperspektive, ist unglücklich verliebt, weil verschmäht. Seine Aktion im Verbund mit seinen anderen Freunden, mit einer riesigen roten Transparent-Banderole, auf die Dinge wie »ti amo« geschrieben sind, seine Angebetete zurückzugewinnen, scheitern kläglich am Widerstand des Subjekts der Begierde, die nicht so tun will als ob, nur weil eine Kamera dabei ist. Nanda, die Lehrerin, hat drei Generationen aus Brindisi unterrichtet, die Kinder der Kinder der Kinder. Sie ist es, die mit ihrem Beruf und der pädagogischen Finesse dem Zuschauer das gibt, was man allgemein als Hoffnung bezeichnet. Sie kann die Welt nicht verändern, aber ihre Wärme, die sie ausstrahlt, ist spürbar.

Es ist ein melancholischer Film. Die lakonische Haltung, mit der die Menschen auf ihr Leben zurück- oder vorausblicken, wird von der Musik von Nikos Veliotis einfühlsam kommentiert. Und da ist noch etwas: das Meer.

MY MARLBORO CITY
Trailer bei www.zeligfilm.it

Buch und Regie: Valentina Pedicini
Bild: Stefania Bona
Ton und Schnitt: Kathrin Dietzel
Musik: Nikos Veliotis
Format: HDV, 16:9, PAL
Länge: 50 min

Produktion:
Zelig – Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien, Bozen/Südtirol 2010
Zelig – Scuola di documentario, televisione e nuovi media, Bolzano/Alto Adige 2010

Unser Autor Karl Heil war selber einmal Filmstudent. Das war in den 1970er Jahren an der damals relativ neuen HFF München. Seither hat er zahlreiche Independent-Filme realisiert, teils auf Super-8, teils auf 16 mm, teils dokumentarisch, teils fiktional, und jüngst hat er auch zwei Projekte digital erstellt. Zur Zeit arbeitet er an einem Film in experimenteller Form, zu dem ihn die Katzen in Jean Vigos L’ATALANTE (FR 1934), die Filmgeschichte überhaupt und aktuelle Zeichnungen eines Künstler-und Filmemacherfreundes inspiriert haben. Karl Heil war auch in einer ganzen Reihe von Filmen – etwa von Thomas Arslan, Ute Aurand, Frank Behnke, Rainer Gansera, Angelika Levi, Ulrike Pfeiffer, Renate Sami, Thomas Schultz, Stephan Settele – Schauspieler. Überdies ist er seit vielen Jahren Filmvorführer in einem Berliner Off-Kino.

 


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